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Afghanistan - Schauen wir nicht untätig zu!

Wir stehen am Anfang einer Massenkatastrophe!


Wie so viele in der westlichen Welt, beobachte ich mit großer Sorge, was gerade in Afghanistan passiert.

Nach über eineinhalb Jahren Pandemie, und all den Dingen, die sich in 2020 und 2021 sonst noch abgespielt haben (weiß man das nach so vielen Schreckensmeldungen eigentlich noch?), bin ich ehrlicherweise schon recht abgestumpft. Um auch meine eigene mentale Gesundheit zu schützen, versuche ich, manchmal aktiv, meistens sehr inaktiv, die Nachrichten, die mich erreichen, nicht direkt auf mich wirken zu lassen.


Jetzt kann ich das nicht mehr.


Wir Menschen tendieren dazu, dass wir Dinge, die in unserem näheren Umfeld passieren, als schlimmer empfinden, als solche, die sich (gefühlt) am anderen Ende der Welt abspielen.

Zusätzlich neigen wir dazu, dass wir sehr individualistisch helfen.

Es gibt einen Grund, warum in Spendenaufrufen fast immer nur eine einzige kranke oder hilfsbedürftige Person vorkommt. Wir identifizieren uns schneller und einfacher mit einer einzigen Person, der wir helfen können.

Dieses Phänomen nennt sich in der Fachsprache „compassion fade“ (= verblassendes Mitgefühl). Es fällt uns schwer, uns mit mehreren Menschen gleichzeitig zu identifizieren. Eine Familie, die unserer eigenen ähnelt, geht vielleicht noch, aber wenn es um Massenkatastrophen geht, dann hört unser Mitgefühl einfach sehr schnell auf.

Das mag sehr harsch und vielleicht auch anklagend klingen. Ich meine das nicht so. Ich möchte nur aufzeigen, was die Fakten sind.


Denken wir kurz an die letzte Flüchtlingskrise zurück (die eigentlich, wenn wir ehrlich sind, immer noch anhält, aber aus unseren kollektiven Gedächtnissen verblasst ist). Was hat uns damals dazu gebracht, Menschen in Europa aufzunehmen? War es die schiere Anzahl an hilfsbedürftigen Menschen? Sicher nicht. Das war sogar eher hinderlich.

Nein. Was uns schließlich als Gesellschaft „aufgeweckt“ hat, waren sehr spezifische Fotos. Das tote Kind am Strand. Die Journalistin, die einen Flüchtling getreten hat. Der Mann, der seinen Säugling unter einen Stacheldrahtzaun durchreicht.

Bilder, die uns schrecken. Bilder, die uns dazu bringen, etwas zu tun.


In Afghanistan passiert gerade etwas Schreckliches. Etwas Furchteinflößendes. Und auch jetzt gibt es bereits Bilder, die uns bewegen. Die verzweifelten Menschen, die über eine Wand und auf ein Flugzeug klettern. Das Foto aus dem Inneren eines Flugzeuges, in dem zusammengepferchte Menschen mit nur der Kleidung am Rücken fliehen.



Wir stehen am Anfang einer Massenkatastrophe. Am Anfang ritualisierter Gewalt an Frauen und Mädchen, Vergewaltigungen, Zwangsehen, Steinigungen. Am Anfang eines Terrors in einem Land, das sich nicht wehren kann. Am Anfang einer weiteren verlorenen Generation – ohne Schule, ohne medizinische Versorgung, ohne Impfungen während einer verdammten Pandemie.


Und ja. Alles was ich am Anfang dieses Eintrages geschrieben habe, stimmt.


Lassen wir es dieses Mal nicht erst dazu kommen, dass wir erst in einigen Monaten wieder durch Fotos von einem einzigen Opfer wachgerüttelt werden müssen.


Ich will kein Foto einer Steinigung sehen. Ich will keinen Twitter-Thread von einem verzweifelten Mädchen lesen, dessen Hilfeschrei um die Welt geht. Ich will nicht noch einmal auf ein Foto eines toten Kindes starren, dessen Eltern alles versucht haben, um der Gewalt zu entfliehen.


Wir stehen am direkten Anfang. Jetzt können wir etwas für diese Menschen tun. Jetzt, nicht in ein, zwei Wochen oder ein, zwei Monaten. Jetzt. Jetzt können wir diese Mädchen, Frauen und Familien da rausholen.


Es muss egal sein, was Ihre politische Einstellung ist. Wir leben in einem gesegneten Land, in einer gesegneten Zeit. Unsere Empathie MUSS hier siegen. Sie MUSS das „compassion fade“ übertrumpfen.


Wenn es hilft, stellen Sie sich die kleine Aina vor. Acht Jahre alt. Ein hübsches, aufgewecktes kluges, unschuldiges Mädchen. Vor ihr steht ein 43-jähriger Talibankämpfer. Er wird sie „heiraten“ und sie vergewaltigen. Übermorgen.

Noch kann man sie vor diesem Schicksal retten. Noch ist ihre Welt nicht komplett zusammengebrochen.


Ich rufe Sie dazu auf, etwas zu unternehmen. Ich rufe Sie dazu auf, diesen Kindern, Frauen und Familien zu helfen.


Schreiben Sie Briefe, schreiben Sie Emails. Teilen Sie Ihre Meinung über soziale Medien.

Bringen wir gemeinsam die Politik dazu, Menschen in Österreich aktiv aufzunehmen. Wir müssen Solidarität mit den zukünftigen Opfern der Talibanherrschaft zeigen. Jetzt. Bevor es zu spät ist. Bevor das Leben von tausenden Menschen ausgelöscht wird. Bevor das Leben von abertausenden Mädchen und Frauen zerstört wird.


Machen wir uns nicht durch Untätigkeit Mitschuld!


sebastian.kurz@​bka.gv.at - Bundeskanzler

alexander.vanderbellen@​hofburg.at - Bundespräsident

alexander.schallenberg@​bmeia.gv.at - Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten


Bundeskanzleramt

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1010 Wien

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