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Schmusen, rummachen, knutschen, abbusseln... Warum küssen wir?

Was uns die Kuss-Forschung sagt


Schmusen, rummachen, knutschen, abbusseln... Wir verwenden viele Worte, um den Mund-zu-Mund-Kontakt, den wir in allerlei Beziehungen praktizieren, zu beschreiben.


Wenn ich vom Küssen spreche, meine ich es als Überbegriff. Romantisches küssen, oder knutschen und schmusen, wird in Partnerschaften (oder einfach zwischen zwei Erwachsenen (gut, auch zwischen Teenagern)) betrieben. Ein Bussi geben und abbusseln kann zwischen Erwachsenen und Kindern, zwei Erwachsenen oder zwei Kindern stattfinden. Zusätzlich, weil viele von uns damit einfach Zuneigung ausdrücken wollen, küssen wir auch Objekte oder Tiere (Oder haben Sie noch nie Ihrem Hund oder Ihrer Katze einen Schmatzer aufgedrückt?).


Photo by Anne Nygård on Unsplash
Photo by Anne Nygård on Unsplash

Küssen ist, meistens, etwas wirklich Schönes und wird in unserem Kulturkreis weitläufig praktiziert. So sehr sogar, dass die wissenschaftliche Erforschung des Kusses sogar einen eigenen Namen trägt; Philematologie (vom Griechischen φίλημα phílēma „Kuss“).


Wenn man sich das romantische Küssen einmal ganz neutral anschaut, dann ist es eigentlich ziemlich komisch. Zwei (erwachsene) Menschen pressen ihre Lippen aneinander und tauschen ihren Speichel aus, indem sie ihre Zungen von einem Mund zum anderen bewegen. Irgendwie nicht so appetitlich.




Ist das Küssen universal?


Tatsache ist, dass weniger als die Hälfte aller Kulturen der Welt romantisches Küssen praktizieren. Ja, wirklich. Von 168 erforschten Kulturen, existiert das romantisch-sexuelle Küssen in nur 46%.

Kulturen sind natürlich etwas anderes als Menschenanzahl. 90% aller Menschen auf der Welt schmusen (oder haben einmal geschmust), aber es ist dennoch spannend zu sehen, dass es so viele Kulturen gibt, in denen der Zungenkuss als anstößig oder einfach unvorstellbar angesehen wird.

Im Gegensatz dazu werden Babies und Kleinkinder in so gut wie allen Kulturkreisen geküsst.


Aber warum ist das so?


ForscherInnen glauben, dass das Küssen evolutionäre Hintergründe hat.

So, wie viele Tierarten ihr Essen vorkauen und es dann direkt an ihre Jungen verfüttern, so haben wir das früher auch gemacht. Wie sonst hätten wir unseren Nachwuchs ohne eigens erzeugten Babybrei durchbringen sollen?

Tatsächlich existiert dieser Brauch in manchen (vor allem ärmeren) Kulturen noch heute.

Und wenn wir uns weiter im Tierreich umschauen, dann sehen wir schnell, dass viele Säugetiere ihre Jungen zum Reinigen ablecken. Auch das könnte sich im Laufe der Evolution in ein Küssen abgewandelt haben.


Photo by Omar Lopez on Unsplash

Zusätzlich gibt es da noch diesen Babygeruch. Frisch-geborene Menschen riechen, zumindest für ihre Mütter, großartig. Ja, sogar „köstlich“. Und tatsächlich scheint es so zu sein, dass beim Riechen an einem Neugeborenen die gleichen Dopaminwege im Hirn aufleuchten, wie beim Riechen an besonders ausgezeichneten Speisen.

Wollen wir deshalb unsere Jungen essen? Nein, aber da wir fürs Riechen innerlich belohnt werden und das die Mutter-Kind-Bindung unheimlich stärkt, ist es kein großer Schritt dann auch die Lippen an die gut-riechende Haut zu pressen.

Das hat vielleicht auch damit zu tun, dass unsere ersten Erkundungen als Kleinkinder immer etwas mit dem Mund zu tun haben (die so genannte orale Phase). Wir haben viele Nervenzellen auf unseren Lippen, und die Welt wird bei kleinen Kindern vorrangig durch „in den Mund stecken“ erkundet. Und diese Nervenzellen haben wir natürlich auch noch im Erwachsenenalter.


Was auch immer es schließlich ist, wir alle küssen unsere kleinen Kinder.


Und woher kommt dann das romantische Küssen?


In der westlichen Welt stammen die ersten Aufzeichnungen über den Lippenkontakt, den wir küssen nennen, erst aus dem Römischen Reich. Das soll natürlich nicht heißen, dass davor nicht geknutscht wurde. Es ist zum Beispiel möglich, dass das romantische Küssen als etwas zu Privates angesehen wurde, um es schon vorher bildlich darzustellen.


So ganz genau geklärt, warum wir küssen, ist es nicht. Es gibt aber eine Theorie, die durchaus Sinn macht:

Photo by Joanna Nix-Walkup on Unsplash
Pheromone

Wir Menschen haben, im Gegensatz zu allen anderen Säugetieren, einen schrecklichen Geruchssinn. Wir können weder harmlose Tiere, eventuelle Gefahren, noch potentielle PartnerInnen einfach so erschnüffeln.

Während im Tierreich also der Geruchssinn bei der Partnerwahl eine elementare Rolle spielt, müssen wir uns anders helfen.

Wir tun das durchs Küssen. Nur so können wir auf die volle Wucht der Pheromone, die wir alle nach der Pubertät ausschütten, überhaupt zugreifen.




Die Vorteile des Küssens


Schlussendlich ist es ja egal, warum wir so gerne einen Lippenkontakt mit anderen herstellen. Tatsache ist, dass das Küssen viele Vorteile bringt:


  • Hormone, Hormone, Hormone

Photo by Dave Goudreau on Unsplash

Oxytocin ist ein im Gehirn produziertes Hormon, das auch „Liebeshormon“ oder „Kuschelhormon“ genannt wird. Im Gehirn bewirkt es wissenschaftlichen Studien zufolge unter anderem die sexuelle Erregung, das Bindungsverhalten und (nach der Geburt) die mütterliche Fürsorge für das Neugeborene.

Beim intensiven Küssen, kuscheln und während des Austauschs von Zärtlichkeiten, wird aber nicht nur Oxytocin ausgeschüttet, sondern auch Neurotransmitter und die so genannten „Glückshormone“ Serotonin, Adrenalin und Endorphine.

Es wird dadurch ein regelrechter körpereigener Drogencocktail in Gang gesetzt. Das Herz schlägt schneller, die Körpertemperatur steigt... Der gesamte Körper wird durch das Küssen in einen positiven Stress versetzt.


Das gibt uns ein tatsächlich messbares High und kurbelt dabei unser inneres Belohnungszentrum an.


  • Küssen stärkt die Bindung

Und weil Oxytocin auch noch für eine engere Bindung sorgt, intensiviert das Küssen unser Nahegefühl mit den geküssten Menschen. Je mehr wir also küssen, desto enger verbunden fühlen wir uns mit der anderen Person.


  • Romantisch-sexuelles Küssen stärkt das Immunsystem

Photo by Mia Harvey on Unsplash

Speichelflüssigkeit auszutauschen kann das Immunsystem stärken, indem es dadurch vielen verschiedenen Bakterien ausgesetzt wird, was den Abwehrkräften einen direkten Boost geben kann.

Fun Fact: 80 Millionen Bakterien werden alle 10 Sekunden, die mit romantisch-sexuellem Küssen verbracht werden, ausgetauscht.

Bei einer längeren Partnerschaft stimmt sich die Bakterienmischung außerdem aufeinander ab, was schlussendlich dabei helfen kann, beide PartnerInnen auf Infektionen vorzubereiten.




  • Romantisch-sexuelles Küssen verbrennt Kalorien und stärkt die Gesichtsmuskeln

Angeblich verbrennt eine Schmusesession pro Minute 2-20 Kalorien. 6 Das passiert durch das Training, das romantisch-sexuelles Küssen dem Mund und Kiefer bietet. So werden auch die Gesichtsmuskeln trainiert, die Durchblutung verbessert und die Wangen straff gehalten – Küssen hält uns also länger jung!


  • Küssen fühlt sich einfach gut an!

Wir haben so viele Nervenenden auf unseren Lippen – streichen Sie sich kurz mit dem Finger über die Wangen und dann über die Lippen; Sie sehen, da ist ein großer Unterschied! Wenn wir sie also gegen andere Lippen oder warme Haut drücken, dann fühlt sich das einfach gut an.


Fun Fact zum Schluss:

Wir knutschen meistens mit geschlossenen Augen. Warum? Laut Polly Dalton, PhD, und Dr. Sandra Murphy verringert das Schließen unserer Augen die visuellen Anforderungen, sodass das unsere Sensibilität für das taktile Gefühl eines Kusses erhöht.

Soll heißen, es ist mit geschlossenen Augen einfacher, all die „Gefühle“ zu erleben, die mit einem Kuss verbunden sind.


Photo by Patrick Hendry on Unsplash

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